Constanze Albrecht über Heidi Wagner-Kerkhof

Heidi Wagner-Kerkhof kann vom Umfang und der Größe ihrer Arbeiten auf ein recht umfangreiches Spektrum blicken, von der überlebensgroßen Kunst – am -Bau – Plastik bis zur Kleinkunst in Medaillenform, vertreten in etlichen nationalen und europäischen Sammlungen und an öffentlichen Plätzen.

Die Ausbildung an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle absolvierte sie als Designerin, an einer Hochschule, die sich ihrer Tradition aus den 20-er Jahren und der Bauhaus – Nähe bewußt war. Ein Zusatzstudium bei Prof. Gerhard Lichtenfeld folgte, der eine realistische Bildschule in der Tradition von Gerhard Marcks und Gustav Weidanz vertrat. Dieser halleschen Traditionslinie folgend, ist die Künstlerin ihren eigenen Weg gegangen und hat es, gerade was die Tradition der Entwicklung der Kleinkunst – hier besonders von Medaillen – zu nationaler Größe und Anerkennung gebracht.

Gemäß ihrer umfassenden Ausbildung hat sie bei der Gestaltung des Denkmals zum Thema “17.Juni 1953″ Herbst 1989” in Hennigsdorf den ganzen Architekturraum in der Kombination von verschiedenen Materialien mit dem Faktor Zeit assoziativ mit einbezogen, um es in Gänze wirken zu lassen.

Ihre Liebe gilt dem Bronzeguß vor allem, dem Stein, Beton und zunehmend der aufgebauten Terrakotta. Lange Zeit war ihre Arbeit dem Figurativem gewidmet. Diese Beziehung zum figurativem ist jetzt noch stark ausgeprägt, jedoch ist sie heute bestrebt, das Figurative auf assoziative Zeichen zu verknappen und zu abstrahieren. Vorgestellt werden hier nur die Terrakotta – Arbeiten und Zeichnungen.

Die Zeichnungen sind als Arbeitsskizzen angelegt, haben sich in ihrer künstlerischen Wertigkeit verselbständigt. Eine klare räumliche Gliederung, mit festumrissener Kontur bringt die künstlerische Gestaltungs – Idee ebenso klar zum Ausdruck. Grafisch recht reizvoll angelegt, das Hell – Dunkel – Prinzip einsetzend, dienen sie als Selbstverständigung für die Künstlerin für kompositorische Feinheiten von Figuren, von Figur und Raum – und gehen doch schon weit darüber hinaus. In ihrer Eindimensionalität sind sie bestechend klar und trotzdem sehr locker und insgesamt eigen – fertig. Innewohnend ist ihnen allen das mehrdimensionale Denken und formgebende Umsetzen der Plastikerin. Hier – in den Zeichnungen zum Thema “Kreuzungen” stehen mehrere blockhafte Figuren in einem imaginären Raum.

In den Terrakotta – Arbeiten verbindet die Künstlerin die hallesche Strenge im figurativem mit ihrer Neigung zu Assoziationen, besonders zum Thema Mensch. Den Burg – Traditionen folgend, hat sie mit verschiedenen Materialien experimentiert und recht unterschiedliche zusammengesetzt, wie Terrakotta mit Metall. In der Plastik ‘König Speckh’ benutzt sie das Material Metall, um besondere Eigenschaften des Herrschens hervorzuheben, die Krone und Ringe. Attribute, die anscheinend notwendig sind, um aus einem feisten Durchschnitt etwas Besonderes werden zu lassen. Im Großen, wie im Kleinen – den Gedanken sei wahrlich freier Lauf gelassen.

Beim Betrachten der Arbeit “Das kleine Denkmal” beginnt man heiter – schmunzelnd zu reflektieren. Wissend um die Dinge der Geschichte, bleibt einem merklich der Kloß im Hals stecken. Trotz Anonymität, will das verkantete, in sich verdrehte Teil nicht glatt runterrutschen. Der Verlust der eigenen Mitte, das Demontieren trotz verstärkter Ecken und Dekorationen und das scheibchenweise Verrücken von Eigenem oder Geschichte – auch “Heiligtümern”, wie Sockeln eigen – ließen so manchen nicht nur in der Jetztzeit verzweifeln, auch über die eigene Position. Hochgestiegen, in die Bedeutungslosigkeit gefallen, die auch ein spärliches Blatt (Papier) nicht be – oder verdecken kann. So ließe sich bei jeder Arbeit munter weiter fabulieren und philosophieren …